Projektentwurf: Förderung von Ringelnatter und Amphibien

 

Projekt zur Förderung von Ringelnattern und Amphibien im Hopfeschachen, Bätterkinden, Parzelle 739

Projektträgerschaft: NVB Natur- und Vogelschutz Bätterkinden (birdlife-Sektion)

Fachberatung: karch

Finanzierung: Bei verschiedenen Stiftungen aus dem Umweltbereich sowie der Biodiversitätsförderung der Gemeinde Bätterkinden  wird Unterstützung des Projekts beantragt.

 

Ausgangslage

Im Hopfeschache bei Bätterkinden, östlich der Hauptstrasse Richtung Schalunen, liegt die Parzelle 739. Sie umfasst einen steilen, schwer begehbaren Waldteil und einen schmalen flachen Teil entlang des angrenzenden Kanals (Mülibach mit Urtenen-Wasser). Auf diesem flachen Teil, der am Fuss des bewaldeten Abhanges mit südwestlicher Ausrichtung liegt, befinden sich mehrere Weiher, umgeben von sumpfigem Seggengebiet. Diese Fläche misst ungefähr 90 Meter in der Länge und maximal 10 Meter in der Breite (siehe Plan Beilage 1). Die Weiher waren ursprünglich zur Fischzucht angelegt worden und wurden 1997 letztmals ausgebaggert, seither sind sie stark verlandet. Die Weiher werden durch Hangwasser, Regenwasser und durch vom Mülibach durchdrückendes Wasser gespeist. Offene Wasserflächen sind nur noch teilweise vorhanden, die Weiher trocknen oft bereits im frühen Sommer aus.

Die Parzelle hat eine Grösse von 5269 m2 (Geoportal Kanton Bern). Auf dem Zonenplan der Gemeinde Bätterkinden ist das Gebiet als Wald und der Weiher-Teil der Parzelle als besonderer Waldstandort ausgewiesen; die Weiher sind auf dem Zonenplan und auf Karten im Geoportal nicht ersichtlich.

Der NVB konnte diese Parzelle anfangs April 2020 dem früheren Besitzer, Herrn Andreas Hubler, abkaufen mit dem Ziel, dieses Gebiet für die Natur zu erhalten und aufzuwerten.

 

Parzelle Nr. 739, Koordinaten X/Y: 607'580, 219'406

     

Karte: Geoportal Kanton Bern mit Parzelle (rot) und Mülibach (blau).
Luftbild: Swisstopo

 

Durch die Wiederherstellung mittels Ausbaggerns der Weiher soll der Lebensraum für Amphibien (Erdkröte, Gras- und Wasserfrosch, Bergmolch) optimiert werden. Dadurch und mithilfe weiterer Massnahmen werden auch für die Ringelnatter verbesserte Lebensbedingungen geschaffen. Diese Art war in der Vergangenheit gemäss einem lokalen Kenner im Gebiet relativ häufig (Direktbeobachtungen von W. Holzer aus den 1950-er Jahren). Der Standort ist durch den Kanal mit dem Gewässersystem des Naturschutzgebiets Ämmeschache-Urtenensumpf verbunden, welches über eine Ringelnatter-Population verfügt.  Er bietet auf kleinem Raum vielfältige Wald- und Feuchtgebietslebensräume; Insekten und insbesondere Libellen können durch die Aufwertung ebenfalls gefördert werden.

Seit der letzten Ausbaggerung hat sich der Biber im Gebiet angesiedelt; ein Bau befindet sich aktuell bachabwärts auf der benachbarten Parzelle, ein Bau seit Herbst 2019 ungefähr in der Mitte der Projektparzelle direkt am Mülibach. 

Durch die Abgeschiedenheit der Parzelle bestehen wenig Störungen durch den Menschen. Es wird davon ausgegangen, dass die Amphibien vor allem im angrenzenden Wald überwintern werden und daher nicht mit einer merklichen Erhöhung von durch Strassenverkehr getöteten Amphibien zu rechnen ist.



Projekt Aufwertung durch Ausbaggern der Weiher:


Bereits erfolgte Abklärungen (Stand 5.6.2020)
Eine Vorabklärung beim AGR durch die Gemeinde Bätterkinden (siehe Beilage 2) ergab, dass das Projekt nach RPG grundsätzlich bewilligungsfähig ist.
Die Eingabe des Vorprojekts beim Fischereiinspektorat (Mail in Beilage 3) ergab, dass von dieser Seite keine Einwände bestehen. Die Auflagen werden sowohl in der Planungs- als auch in der Bauphase eingehalten werden.
Die weitere Detail-Planung der Ausbagger-Arbeiten soll nach Rücksprache mit dem OIK III des Kantons Bern erfolgen. Ein erster telefonischer Kontakt mit Herrn Dorian Dutli hat bereits stattgefunden. Insbesondere die Frage nach der Leitbehörde ist seines Erachtens zu klären.

Ausbaggern der Weiher:
- Die Weiher sollen in der Winterzeit (November 2020 bis Februar 2021) mittels einer provisorischen Stahlträger-Brücke über den Mülibach für einen Bagger zugänglich gemacht werden und anschliessend ausgebaggert werden.

- Eine maximale Tiefe von 100 Zentimetern ist anzustreben. Auf der hangseitigen Seite der Weiher sollen auf zirka der Hälfte der Gesamtuferlinie Bereiche mit Flachufern ausgebildet werden. Die Dämme zwischen den Weihern sollen soweit möglich erhalten bleiben. Der Damm zum Bach bleibt erhalten und wird wo nötig aufgelandet.

- Der Bau einer Eisvogelwand zur Verstärkung des linksseitigen Dammes des Mülibachs ist eine Option, die in Zusammenarbeit mit möglichen Geldgebern geprüft werden soll.

- Das ausgebaggerte Material soll nach Möglichkeit vor Ort geländegestaltend eingesetzt werden. Das ausgebaggerte Material wird weniger als 200 m3  betragen. Eine Bodenprobe des auszubaggernden Materials wird vor Beginn der Arbeiten gemäss «Merkblatt für die Verwertung oder Ablagerung von Schlämmen aus Weihern und Kanälen» des AWA analysiert.

- Ein Bodenprofil wurde gemäss den Anleitungen des AWA (Telefonische Auskunft von Frau Vögeli Albisser, BVD-AWA) bereits erstellt. Es zeigt, dass Ober- und Unterboden bis ca.55 cm Tiefe bestehen (siehe Beilage 4). Diese Erde wird während der Arbeiten sorgfältig abgetragen, und nach dem Aufbringen des ausgebaggerten Materials auf den C-Horizont wieder geländegestaltend aufgebracht.

 

Waldpflege:

Da es sich um eine Waldparzelle handelt, ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Revierförster wichtig. Eine Besichtigung vor Ort mit dem Revierförster Thomas Gut hat bereits stattgefunden. Einzelne Eschen im Strassenbereich sowie zwei sturzgefährdete Bäume im unteren Bereich wurden bereits im März 2020 entfernt. Erste grössere Asthaufen wurden bereits angelegt.

- Entfernen von stehendem Totholz (Biberfrass), welches eine Gefährdung für die Nachbarparzelle darstellt.

- Entfernen von stark beschattenden Bäumen im Bereich der Weiher, von Eschenwelke betroffenen Eschen und von nicht standortgerechtem Nadelgehölz.

- (Teil-) Nutzung des anfallenden Totholzes und Astmaterials zur Schaffung von Unterschlüpfen für Amphibien (Stammteile, Rundhölzer) und Sonnenplätzen für Ringelnattern (Asthaufen). Gleichzeitig können damit Totholz nutzende Wirbellose gefördert werden, die als Nahrungsquelle für Amphibien dienen.

Folgepflege:
In den kommenden Jahren wird der NVB am Arbeitseinsätzen der Vereinsmitglieder die Pflege des Gebiets gewährleisten (Schilf mähen und deponieren, ...).

Wirkungskontrolle:
Eine Folgeerhebung von Amphibien und Ringelnattern im Frühjahr des zweiten Jahres nach der Ausbaggerung ist einzuplanen. 

Kontakte
Christine Wisler Hofer, dipl. Biologin
karch - regionale Vertretung Reptilien
Kanton Bern
Gostel 18, 3234 Vinelz.

Mobile +41 79 761 52 41. wislerbio@bluewin.ch