Ferienspass 2013

Ferienspass  „Taggreife und Eulen“  30. Juli 2013

 

Einmal mehr hatten wir am Waldtag grosses Wetterglück. Die anfänglich noch vorhandenen Regenwolken lösten sich im Verlauf des Morgens auf und machten der Sonne Platz.

Kurz vor halb neun trudelten die Eltern mit ihren Kindern ein. Der Platz vor der Burgerhütte belebte sich immer mehr. Allmählich erwachten die noch etwas schlaftrunkenen Kinder, Stimmen ertönten, erstes Lachen. Über dreissig Mädchen und Knaben waren gekommen. Nach dem Appell machten sich die jüngsten Kinder alsbald auf den Weg zum Aebi-Hof, wo sie sich fürs Erste nach Eulen und Gewöllen umsehen wollten, während wir mit den älteren an Ort und Stelle auf die vorhandenen Vogelpräparate eingingen.

Zuerst versuchten wir die Unterschiede zwischen Taggreifen und Eulen anhand ihres Aussehens herauszufinden. Da erstere tag- und letztere nachtaktiv sind, unterscheidet sich ihre Jagdweise trotz grösstenteils identischer Beute (Kleinsäuger und Vögel) stark. Eulen sehen und hören nachts ausgezeichnet. Durch leisen Flug überraschen sie ihre Beute, während sich Taggreife aus dem Hinterhalt oder aus der Luft in reissendem Flug auf sie stürzen. In der stockdunklen Burgerhütte hörten wir uns anhand eines Tonbandes die Stimmen verschiedener Eulen an. Vor allem die schaurig klingenden Rufe des Waldkauzes dürften die Kinder beeindruckt haben. Anschliessend versuchten wir ihnen anhand lebensgrosser Flugbilder von Rotmilan (Spannweite 175 cm), Mäusebussard (150 cm) und Turmfalke (51 cm) eine Vorstellung ihrer Grösse zu geben, indem wir sie die ausgeschnittenen Puzzleteile erwähnter Vögel zusammensetzen und an die Hüttenwände stecken liessen.

Dann machten wir uns auf den Weg zum Biohof der Fam. Knuchel. Unterwegs beobachteten wir hoch am Himmel kreisende Rotmilane. Aus der Ferne betrachtet liess nichts auf ihre Grösse schliessen.

Bei Knuchels angelangt suchten wir zuerst die Rückwand des Wagenschopfs auf. Dort fiel den Kindern sofort ein Turmfalkenkasten auf, der an der Wand hing. Bei dieser Gelegenheit wurde auf die spezielle Jagdweise des kleinen Falken hingewiesen (Rüttelfalke). Nun entdeckten die Kinder auch das viereckige Loch in der „Stotzwand“, welches zu einem Schleiereulenkasten im Innern des Schuppens führt. Gross war dann die allgemeine Überraschung, als jemand am Fusse des Loches
zwei nasse Gewölle fand. Nahtlos gelang so der Übergang zum nächsten Thema: Wie Gewölle entstehen, dass es unverdauliche Teile der Beute sind, bestehend aus deren Knochen und Pelzhaaren.

In der grossen, schattenspendenden Halle, auf bereitgestellten Tischen durften die Kinder mit blossen Händen, Pinzetten und Pinseln Gewölle auseinander nehmen, um nach Knochen und Schädeln der verschlungenen Mäuse zu suchen.

Wenn man sorgfältig arbeitet und intensiv sucht, findet man praktisch das komplette Skelett der kleinen Nager. In einzelnen Gewöllen sind bis zu drei Mäuse verpackt, was zeigt, wie nützlich die Eulen für den Bauern sind. Nach ausgiebiger, eifrig betriebener „Forschertätigkeit“, verliessen wir den gastlichen Bauernhof und kehrten mit sauberen Händen zur Burgerhütte zurück. Viele Kinder trugen ihre Knochenfunde in Petrischalen mit, um sie zu Hause zeigen zu können.

 

Text: François Quinche

Foto: René Stebler