Ferienspass 2012

Waldtag (Ferienspass) vom Donnerstag, 19. Juli 2012

Kurz nach halb neun sind 12 Kinder im Mühlisbergwald anwesend, die meisten von Eltern mit dem Auto hergebracht. Sechs Kinder sind aus Utzenstorf, die andern sechs aus Bätterkinden. Es sind Mädchen und Knaben, die die erste bis siebte Klasse besuchen. Claudia Kuhnert verwandelt sich kurzum in Pico, den Specht, und begrüsst die Kinder. Anschliessend erzählt Pico, dass er hier in den Ferien sei und dringend eine Ferienwohnung brauche. Ob die Kinder bereit wären, ihm bei der Suche im Wald nach einer solchen zu helfen. Die Kinder wissen zwar noch nicht so genau, worauf sie sich da einlassen, aber Pico, die „Handpuppe“, scheint ihnen zu gefallen und so sind sie bereit, ihr in den Wald zu folgen. Bald erreichen wir nicht all zu weit von der Burgerhütte entfernt tatsächlich einen Höhlenbaum, also einen Baum mit einem Spechtloch. Es handelt sich um eine Buche, die eine beschädigte, rindenlose Stelle aufweist, wo der Specht seine Höhle gezimmert hat. Picos Ferien-Problem ist damit gelöst. Er erzählt nun weiter, dass es sehr wichtig ist, dass solche Höhlenbäume möglichst lange erhalten bleiben, weil sie vielen Höhlen bewohnenden Tieren als Wohnung dienten, die selber nicht im Stande wären, eine solche zu bauen. Ob die Kinder am heutigen Tag bereit wären, Spechtbäume zu suchen. Sie sind damit einverstanden. Zuerst lernen sie aber die Nahrung der Spechte kennen. Auf einem Tischchen ist ein ausgiebiges Büffet ausgestellt, wo die Kinder ein den Spechten bekömmliches Menü auswählen. Bilder von Haselnüssen, Tannzapfen, Maden, Ameisen, Käfern, Eiern, jungen Vögeln, etc. werden an einer Magnetwand befestigt, die ebenfalls an einem Baum hängt. Keine Verwendung finden Nacktschnecke und Frosch, die dem Specht höchstens Bauchschmerzen verursachen würden. Um an seine Nahrung zu gelangen, ist der Specht gut ausgerüstet. Er besitzt einen kräftigen Schnabel, mit dem er morsche Baumstrünke aufhackt, um an die hier hausenden Maden von allerlei Insekten zu gelangen, oder um Haselnüsse in der Spechtschmiede aufzuhacken, oder um an die Samen in den Fichtenzapfen zu gelangen. Mit seiner langen klebrigen Zunge kann er in Ameisenhaufen den Gängen folgen und die Ameisen herausholen.

 

Aus einer Schatztruhe holt Pico alsdann höhlenbewohnende Tiere heraus. Es sind dies u.a. der Buntund der Grünspecht, der Kleiber, Kohl- und Blaumeise, der Star, die Fledermaus und sogar der Marder. Beim Höhlenbau sorgen beim Specht vier grosse mit scharfen Krallen bewehrte Zehen und ein mit elastischen, zähen Federn bestückter Schwanz für eine gute Sitzgelegenheit. Damit er beim Hämmern nicht Kopfweh kriegt, ist der Schnabel mit einer Federung versehen. Nach diesen Erläuterungen machten wir uns in zwei Gruppen auf die Suche nach Spechtbäumen. Die eine Gruppe sucht im westlichen Waldteil nach solchen, die andere im östlichen. Zuerst einmal markieren wir mit einer Spechtschablone und blauem Farbspray Picos Ferienwohnung. Der blaue Specht, der nun zu sehen ist, signalisiert dem Förster und seinen Helfern, dass es sich hier um einen wertvollen Spechtbaum handelt , den man nicht fällen sollte. Dann machen wir uns auf den Weg. Schon bald finden wir einen Baumstrunk, den der Specht nach Nahrung abgesucht hat. Dann treffen wir auf einen ausgedehnten Dachs- und Fuchsbau. Dabei stellen wir fest, dass erst kürzlich etliche Höhlen erweitert worden sind. Viel Aushubmaterial liegt herum.

 

 

Es ist nicht einfach, Spechtlöcher zu finden. Die Lichtverhältnisse sind schwierig. Dunkle Schatten täuschen oft Löcher vor, die gar keine sind. Häufiger treffen wir auf Bäume, die keine Löcher aufweisen, aber vom Specht bearbeitet worden sind. Hackspuren an kranken Stellen am Baum verraten seine sporadische Anwesenheit. Oft sind es auch dürre Äste, die ihm im Frühjahr als Trommel dienen. Den einen oder andern solchen Biotopbaum markieren wir ebenfalls. Dann stossen wir auf eine Salzlecke für Rehe. Auch sie interessiert die Kinder und will erklärt sein. Dann entdecken wir einen bereits toten Spechtbaum. Die Witterung hat ihn arg zerzaust. Obere Stammteile liegen am Boden. Zwei, drei Spechtlöcher im unteren Stammsegment sind noch intakt. Grosse Porlinge schmarotzen und zerstören den Baum weiter. Trotzdem wird auch er markiert. Ein besonderes Vergnügen für die Kinder ist, wie Spechte ausgerüstet, mit Hammer und Schraubenziehern in morsche Baumstrünke Löcher zu schlagen. Bald merken sie, dass dies gar nicht so einfach ist ! Gegen Mittag erreichen wir die Burgerhütte. Das Wetter hält sich gut. Es ist schön und warm. Unterdessen sind weitere Helferinnen und Helfer eingetroffen, die sich um unser leibliches Wohl kümmern : Brotteig und Stecken sind bereit. Es entstehen Schlangenbrote, die die Kinder über der vorhandenen Glut backen können. Wer eine Wurst dabei hat, kann sie auf den Grill werfen, wo sie fachgerecht gebraten wird.

 

Um halb zwei nachmittags stösst Lilo zum ersten Mal in Feuerhorn und ein Postenlauf mit sechs Stationen beginnt. Beim ersten Posten zeigen die Kinder ihre Kenntnis in Sachen Knoten, beim zweiten geht‘s ums Schätzen von Dingen wie z.B. die Breite des Waldsträsschens, das Gewicht eines Steins oder die Höhe eines Baumes, beim dritten müssen sie mit Hilfe von Zeitungspapier und dreier Zündhölzer ein Feuer entfachen, beim vierten während einer bestimmten Zeit möglichst viele Tannzapfen von A nach B transportieren, beim fünften Fragen zur Burgerhütte beantworten (KIM-Spiel) und beim sechsten anhand einer Suchliste verschiedenste Dinge im Wald finden und sie auf einem Leintuch zur Schau stellen. Die kleinen Gruppen sind voller Eifer bei der Sache und lösen die gestellten Aufgaben sehr gut. Kurz vor drei Uhr kreuzen bereits die ersten Eltern auf. Es reicht noch knapp für eine kurze Rangverkündigung, dann besteigen die Kinder in Begleitung ihrer Eltern die Autos und kehren nach Haus zurück. Wieder einmal ist ein Waldtag problemlos über die Bühne gegangen, hoffentlich zur guten und lehrreichen Unterhaltung der Kinder! François Quinche